Nordkap 2024

4. Juni 2024 – Aufbruch in den Norden

Nach einigen Wochen daheim, in denen wir vieles erledigt hatten, war es endlich so weit: Am 4. Juni starteten wir unsere Reise gen Norden – mit dem ehrgeizigen Ziel, bis zum Nordkap zu gelangen. Dabei stand für uns fest, dass wir den berühmten Globus am Kap nicht ansteuern würden. Die Parkgebühren dort sollten unverschämt hoch sein, und das wollten wir uns sparen.

Unsere Erwartungen an die Reise waren hoch: angenehme Temperaturen, viel unberührte Natur, freilaufende Tiere – und hoffentlich wenige Mücken. Auch auf kulinarische Entdeckungen waren wir gespannt, wenngleich wir keine Gourmetreise geplant hatten. Hauptsache, irgendetwas Essbares!

Die erste Etappe führte uns über Prag bis nach Turnov. Dort machten wir Halt bei der örtlichen Brauerei, die uns mit einem guten Stellplatz und starkem Bier empfing. Das Essen hingegen war weniger überzeugend – kein Grund zur Wiederholung. Doch unser Stellplatz war ruhig, und trotz der nahegelegenen Bahnlinie haben wir erstaunlich gut geschlafen.

5. Juni

Der Tag begann früh: Bereits um acht Uhr standen wir beim Lidl in Turnov, deckten uns mit frischen Lebensmitteln ein und frühstückten anschließend gemütlich. Danach setzten wir unsere Reise fort – das nächste Etappenziel: Łódź in Polen.

In Strzegom legten wir einen kurzen Zwischenstopp ein, um die beeindruckende Basilika St. Peter und Paul zu besichtigen. Der kurze Abstecher lohnte sich – ein eindrucksvolles Bauwerk mit viel Atmosphäre.

Weiter ging es durch Polen. Wir passierten Warschau, kämpften uns durch den Verkehr und kehrten schließlich am Abend bei KFC ein – Fast Food zur Abwechslung. Ein paar Kilometer weiter fanden wir schließlich einen Stellplatz im Wald, der sich als echter Glücksgriff entpuppte.

Es begann leicht zu regnen, was eine besondere Ruhe über den Ort legte. Wir schliefen tief und fest.

6. Juni

Der Tag begann mit Regen, und so setzten wir unsere Fahrt bei grauem Himmel fort. Nach einem Tankstopp und einem kurzen Nickerchen merkten wir, dass wir die litauische Grenze längst passiert hatten – samt Zeitumstellung: Es war nun bereits eine Stunde später.

Unser Ziel war das Wasserschloss in Trakai. Für 2,50 Euro konnten wir eine Stunde parken. Wir spazierten durch den kleinen, charmanten Ort mit seinen bunten Holzhäuschen, bis wir die Brücke erreichten, die zur Burginsel führt. Der Himmel zog sich weiter zu, dunkle Wolken türmten sich, und starker Wind kündigte schlechtes Wetter an. Die Burg selbst liegt malerisch auf einer Insel im Galvė-See – wirklich sehenswert! Den Eintritt von 10 Euro pro Person sparten wir uns jedoch, und spazierten stattdessen außen um die Burgmauer herum.

Am Nachmittag machten wir uns auf den Weg nach Vilnius. Der Verkehr in der Hauptstadt war dichter als erwartet, sodass wir das Zentrum erst gegen 18 Uhr erreichten. Leider fanden wir keinen Parkplatz – der geplante Stadtbummel fiel damit ins Wasser.

Stattdessen fuhren wir ein Stück stadtauswärts und entdeckten ein kleines Restaurant, in dem wir die litauische Küche ausprobierten.

Wir bestellten „light beer“ – eine andere Option gab es nicht – und starteten mit einer Hühnerbrühe und einer deftigen Krautsuppe, die stilecht im Brotlaib serviert wurde. Danach kamen Cepelinai auf den Tisch: große, mit Fleisch gefüllte Kartoffelklöße mit Sour Cream. Außerdem probierten wir Kepta Duona – knusprig frittiertes Schwarzbrot mit Knoblauch und Käse – sowie zwei Sorten Kibinai, gefüllte Teigtaschen mit Fleisch, Käse und Pilzen. Alles schmeckte hervorragend – aber am Ende war es fast ein bisschen zu viel.

Gut gesättigt fuhren wir noch etwa einen Kilometer weiter und fanden einen ruhigen Stellplatz hinter dem Schlosspark. Umgeben vom Grünen und satt wie selten, schliefen wir tief und fest.

7. Juni

Am Morgen machten wir uns früh auf den Weg zum Berg der Kreuze bei Šiauliai. Die Stimmung dort war ruhig und fast feierlich. Bei einem langen Spaziergang bestaunten wir die unzähligen, teils kunstvoll gefertigten Kreuze, die in dichten Reihen auf dem Hügel stehen – jedes einzelne mit einer eigenen Geschichte, einem Wunsch oder einem Gedenken verbunden. Ein ganz besonderer Ort.

Etwa 12 km nördlich von Šiauliai liegt der Berg der Kreuze – ein symbolträchtiger Ort, an dem heute über 100.000 Kreuze stehen. Die Tradition begann im 19. Jahrhundert, als nach einem gescheiterten Aufstand gegen das Zarenreich erste Kreuze als Zeichen des Gedenkens und der Hoffnung errichtet wurden.

Während der sowjetischen Besatzung wurde der Hügel zum Symbol des friedlichen Widerstands. Trotz mehrfacher Zerstörung durch die Behörden stellten Gläubige immer wieder neue Kreuze auf.

Heute ist der Ort ein bedeutendes Pilgerziel und kulturelles Mahnmal. 1993 besuchte Papst Johannes Paul II. den Hügel und würdigte ihn als Ort des Glaubens und der Freiheit.

Anschließend setzten wir unsere Reise in Richtung Lettland fort. Kurz vor Riga legten wir einen Zwischenstopp bei den Schwefelquellen in Ķemeri ein. Der gepflegte Kurpark mit seinen Holzstegen, ruhigen Teichen und den märchenhaften Wasserspiegelungen wirkte wie aus einem verzauberten Garten. Der Schwefelgeruch war zwar gewöhnungsbedürftig, doch die besondere Atmosphäre machte den Spaziergang lohnenswert.

 

Die Schwefelquellen in Ķemeri, nahe Jūrmala in Lettland, sind seit dem 19. Jahrhundert für ihre heilende Wirkung bekannt. Das schwefelhaltige Mineralwasser wurde vor allem für medizinische Bäder und Trinkkuren genutzt. Noch heute erinnert das historische Kurhaus Ķemeri an die lange Tradition des Ortes als Kurzentrum.

Am späten Nachmittag erreichten wir Riga – und hatten tatsächlich Glück: Wir fanden einen kostenlosen Parkplatz nicht weit vom Stadtzentrum entfernt. Zu Fuß erkundeten wir die Altstadt, die mit ihrer Mischung aus Jugendstil, Kopfsteinpflaster und Lebendigkeit sofort gefiel.

 Zum Abendessen kehrten wir im Restaurant Province ein. Die Speisekarte bot traditionelle lettische Gerichte, und wir entschieden uns für Schweinebraten mit Sauerkraut und Kartoffeln sowie einen Eintopf aus Gemüse, Fleisch und Kartoffeln, überbacken mit Käse. Zum Abschluss probierten wir eine typisch lettische Brotsuppe mit Sahne – eine Art Dessert aus Schwarzbrot, Trockenfrüchten und Sahne, überraschend süß und ungewöhnlich. Das Essen war gut, wenn auch die Portionen etwas kleiner als erwartet. Für alles zusammen bezahlten wir 52 Euro.

Nach dem Essen verließen wir Riga in nördlicher Richtung und fanden nach rund 20 Kilometern einen ruhigen Stellplatz direkt am Fluss beim Freilichtmuseum in Carnikava. Am Abend regnete es immer wieder leicht – ein leises Trommeln auf dem Dach – und so schliefen wir gut und tief, begleitet vom beruhigenden Plätschern des Flusses.

Das Freilichtmuseum in Carnikava widmet sich der lokalen Kultur und insbesondere der Tradition des Aalfangs, für den die Region bekannt ist. In mehreren historischen Gebäuden werden Werkzeuge, Boote und Alltagsgegenstände ausgestellt, die einen Einblick in das frühere Leben der Fischer und Dorfbewohner geben. Das Museum liegt inmitten einer ruhigen, naturnahen Umgebung und bietet Besuchern einen authentischen Blick in die regionale Geschichte.

8. Juni

Am Morgen setzten wir unsere Reise in Richtung Tallinn fort. 

Die Strecke führte uns entlang der Küste, wo wir bei Limbaži novads einen spontanen Halt einlegten. Wir spazierten zum Meer hinunter und beobachteten einige Schwäne, die ruhig in den sanften Wellen schwammen.

In Tallinn angekommen, steuerten wir einen Parkplatz in der Nähe der Altstadt an und meldeten uns über das lokale Parksystem an – zumindest dachten wir das. Die Preise waren happig: 4,50 Euro Grundgebühr, dazu 2,20 Euro je halbe Stunde. Wir ließen das Wohnmobil stehen und machten uns zu Fuß auf den Weg in die Innenstadt.

Dort war ordentlich was los. In unmittelbarer Nähe unseres Parkplatzes fand gerade eine große Basketball-Veranstaltung statt. Ein Stück weiter spielte eine Liveband, es gab zahlreiche Stände mit handgemachten Produkten und eine ausgelassene Stimmung in den Straßen. Viele Restaurants waren jedoch preislich jenseits von Gut und Böse – bis zu 50 Euro für ein einzelnes Gericht. Schließlich fanden wir doch noch ein nettes Lokal, in dem wir für unter 20 Euro pro Person essen konnten.

Zurück am Wohnmobil die böse Überraschung: Ein Strafzettel über 45 Euro klebte an der Windschutzscheibe. Unsere Online-Anmeldung fürs Parken war offenbar nicht erfolgreich durchgegangen – woran es lag, wissen wir nicht. Die Freude über unseren Tallinn-Besuch war damit jedenfalls stark getrübt.

Wir verließen die Stadt und fanden schließlich einen Stellplatz in der Nähe eines Hundespielplatzes, wo wir die Nacht verbrachten. Am Abend setzte erneut Regen ein, der uns die ganze Nacht über begleitete – immerhin beruhigend gleichmäßig aufs Dach trommelnd.

9. Juni

Am Sonntagmorgen fuhren wir zuerst zum Hafen von Tallinn, um uns einen geeigneten Stellplatz für die Nacht zu sichern. Unsere Fähre nach Finnland sollte am nächsten Morgen um sechs Uhr ablegen, also mussten wir irgendwie den gesamten Sonntag überbrücken.

Zunächst ging es zu Lidl, wo wir noch einmal ordentlich einkauften – wohl wissend, dass es in Skandinavien preislich anders aussieht. Danach fuhren wir zum Lahemaa-Nationalpark, in der Hoffnung, dort noch etwas Natur zu genießen. Leider ließ der Regen nicht nach, sodass wir nur eine kleine Runde mit dem Auto drehten und dann den Rückweg nach Tallinn antraten.

In der Stadt hielten wir an einem großen Einkaufszentrum an, um ein wenig Zeit totzuschlagen. Wir schlenderten durch die Läden und wärmten uns ein wenig auf. Später steuerten wir den Stellplatz an, den wir am Morgen ausgekundschaftet hatten, und bereiteten uns dort auf die frühe Überfahrt am nächsten Tag vor.

10. Juni

Unsere Nacht war kurz, denn der Wecker klingelte bereits um 4:30 Uhr. Um fünf Uhr rollten wir aufs Fährschiff und pünktlich um sechs Uhr legte die Fähre ab. Die Überfahrt dauerte etwa zwei Stunden, und als wir finnischen Boden unter den Rädern hatten, fuhren wir zügig auf dem kürzesten Weg aus Helsinki hinaus.

Unser erster Stopp führte uns zu einer Tankstelle, wo wir Wasser auffüllten und unsere Vorräte prüften.

Danach steuerten wir die malerische Stadt Porvoo an und schlenderten durch die charmante Altstadt mit ihren bunten Holzhäusern und Kopfsteinpflasterstraßen.

einem kurzen Spaziergang durch die charmante Altstadt schlendert man über Kopfsteinpflaster, vorbei an bunten Holzhäusern, kleinen Cafés, Galerien und den berühmten roten Lagerhäusern am Fluss. Der historische Flair und die entspannte Atmosphäre machen Porvoo zu einem echten Highlight.

Am Abend erreichten wir Lappeenranta, wo wir einen ruhigen Stellplatz direkt am See fanden. Nach dem langen Tag genossen wir den Blick aufs Wasser und ließen die Eindrücke des Tages Revue passieren.

11. Juni

Am Morgen kauften wir bei Lidl ein frisches Baguette und waren angenehm überrascht: Die Lebensmittelpreise hier waren deutlich niedriger als befürchtet. Einige Artikel waren zwar etwas teurer als zu Hause, doch keinesfalls so hoch, dass man sich das nicht leisten könnte. Sogar das einheimische Bier war erschwinglich, während deutsches oder tschechisches Bier mit über drei Euro für eine 500-ml-Dose ziemlich teuer wirkte.

Den ganzen Tag fuhren wir durch dichte Wälder und vorbei an glitzernden Seen. Zwischendurch legten wir einige Pausen zum Rasten und Tanken ein. An einer Tankstelle entdeckten wir einen Baumarkt, den wir neugierig besuchten. Dort gab es eine riesige Auswahl an Angelzubehör und vielen anderen finnischen Gebrauchsgegenständen – manches davon kannte man auch von zu Hause.

Eigentlich waren wir auf der Suche nach AdBlue, da der Liter an der Tankstelle mit 3,80 Euro ziemlich teuer war. Im Baumarkt wurden wir fündig: Für einen 10-Liter-Kanister zahlten wir 15 Euro, den wir sofort in den Tank füllten.

Anschließend fuhren wir weiter bis nach Kajaani, wo wir an einem idyllischen See übernachteten. Die Nacht war jedoch recht aufregend, denn immer wieder schlichen sich Mücken ins Wohnmobil. Ihr schrilles Sirren riss uns immer wieder aus dem Schlaf. Jedes Mal schalteten wir kurz das Licht an, worauf die Plagegeister in den Lichtkegel flogen – patsch, und dann war wieder Ruhe.

12. Juni

Am Morgen gingen wir erneut zu Lidl, um Vorräte aufzufrischen, und setzten dann unsere Fahrt fort. Nach kurzer Strecke erreichten wir „das Volk der Stille“ – eine Sammlung lustiger Figuren, die wir uns bei einem Spaziergang näher anschauten.

„Das stille Volk“ (Hiljainen kansa) ist eine Kunstinstallation bei Suomussalmi in Nordfinnland. Auf einem Feld stehen mehrere hundert menschenähnliche Figuren mit Torfköpfen und alten Kleidungsstücken. Die Installation des Künstlers Reijo Kela wirkt still und etwas befremdlich. Ein kurzer Spaziergang zwischen den stummen Gestalten hinterlässt einen nachdenklichen Eindruck. In der Nähe gibt es ein kleines saisonales Café.

Das stille Volk“ ist seit 1994 dauerhaft an einem Feld nahe der Fernstraße 5 bei Suomussalmi zu sehen – ursprünglich nicht als Dauerkunstwerk gedacht, hat es sich dennoch etabliert. Zweimal im Jahr wird die große Figurenschar neu eingekleidet: im Sommer mit leichter Kleidung, im Winter mit wärmerer. Auch die Torfköpfe werden jährlich erneuert – mit Material direkt vom Feld. Die Kleidung stammt aus Spenden, organisiert von der örtlichen Freiwilligengruppe Hanslankarit, dem Wiesencafé und der Firma Kainuun Kuutamokeikat. Das regelmäßige Umkleiden, bei dem auch Schulkinder mithelfen, verleiht dem stillen Volk eine gewisse Lebendigkeit.

Nicht lange danach entdeckten wir die ersten beiden Rentiere, die über die Straße liefen. Leider waren sie so flink, dass uns kein Foto gelang. Im Laufe des Tages sahen wir jedoch immer wieder Rentiere, meist paarweise unterwegs, was ein schönes Erlebnis war.

Gegen 14 Uhr erreichten wir Kuusamo, wo wir unseren Wassertank auffüllten. Im ABC-Restaurant stärkten wir uns an der SB-Theke mit Kartoffelsuppe und Würstchen, Salat, Kartoffeln mit Fleisch sowie Hühnchen mit Reis. Zum Nachtisch gab es rote Grütze und dazu ein rotes Getränk – als Alternative hätte es auch Milch gegeben. Das Essen schmeckte ganz gut, wir wurden satt – und das für nur 13,50 Euro pro Person.

Nach dem Essen fuhren wir noch bis nach Kemijärvi weiter, wo wir einen Stellplatz fanden. An diesem Abend überlegten wir uns eine Mückenabwehr: Wir tränkten ein Blatt Zewa mit einigen Tropfen Lavendelöl und legten es ins Netz der großen Dachluke. Das half tatsächlich – die ganze Nacht blieb es ruhig.

13. Juni

Erst in der Früh kamen einige Mücken ins Wageninnere, aber draußen belagerten jede Menge dieser Biester unser Wohnmobil. Nach dem morgendlichen Stopp bei Lidl fuhren wir weiter in Richtung Norden. Wir fuhren eine weite Strecke und machten nur wenige Stopps. 

Etwa 150 Kilometer vor der norwegischen Grenze wurde die Vegetation spärlich und auch die Besiedlung war nur noch vereinzelt. Eigentlich wollten wir noch einmal zu Lidl, aber auf der ganzen Strecke gab es keinen einzigen Supermarkt. 

Erst direkt an der Grenze zu Norwegen fanden wir einen kleinen Laden, wo auf engstem Raum das totale Chaos herrschte. Hier gab es alles was man braucht oder nicht braucht, aber dafür waren die Preise gesalzen. Wir kauften nur eine Tüte Semmeln und fuhren dann noch einige Kilometer weiter, um in Tana bru gleich nach der Brücke über den Tanaelva auf einen Stellplatz zu fahren. Hier blieben wir über Nacht und standen ruhig und kühl. 

14. Juni

Am Morgen fuhren wir zurück in die Stadt und besorgten uns einige Semmeln. Das Angebot war ungewohnt und Gemüse, Obst und Salat waren recht spärlich und ziemlich teuer. Alles in allem waren die Lebensmittel um einiges teurer als bei uns, aber nicht unerschwinglich.

In Norwegen werden Paprika häufig einzeln in Plastikfolie verpackt – trotz des hohen Umweltbewusstseins im Land.

 Nach dem Frühstück sind wir in Richtung Vardø aufgebrochen. Schon nach kurzer Fahrzeit hatten wir eine atemberaubende Aussicht und der Fluss, an dem wir entlang fuhren, wurde immer breiter. In Nesseby machten wir einen ersten Halt und schauten uns die Kirche mit dem Friedhof und auch die Umgebung an. 

Die Tana-Kirche in Rustefjelbma, rund 12 km nördlich von Tana bru, wurde 1964 erbaut und ist ein schlichtes Holzgebäude mit freistehendem Glockenturm. Sie dient als zentrales Gotteshaus der samisch geprägten Region an der norwegisch-finnischen Grenze.

Die Kirche steht direkt am Tanaelva – einem der fischreichsten Lachsflüsse Europas. Im Sommer kommen viele Besucher nicht nur zum Angeln, sondern auch, um diese ungewöhnlich schöne und geschichtsträchtige Kirche zu sehen.

Auf der Weiterfahrt sahen wir eine große Rentierherde, die wir mit der Drohne verfolgten. 

Danach fuhren wir auf der Küstenstraße weiter, vorbei an Vardø weiter bis nach Hemningberg. Die Straße wurde sehr schmal, doch die Aussicht wurde immer spektakulärer. Vorbei an schroffen Felsformationen und breiten Sandstränden kamen wir an Schneefeldern und einzelnen Schafen vorbei. 

Die Straße nach Hemningberg (Fv341) ist eine schmale Küstenstraße, die wie ein Abenteuer in einer mondähnlichen Wildnis wirkt. Sie schlängelt sich spektakulär entlang der rauen Barentssee und bietet atemberaubende Panoramen – ein echtes Highlight für Entdecker. Im Winter verwandelt Schnee die Route in eine Herausforderung, im Sommer aber ist die Fahrt ein unvergessliches Erlebnis fernab jeder Zivilisation.

Auf dem Weg sahen wir vereinzelte Rentierherden. 

Hemningberg ist ein verlassenes Fischerdorf an der Nordspitze der Varanger-Halbinsel. Als eines der wenigen Dörfer in Finnmark blieb es im Zweiten Weltkrieg unzerstört. Heute zieht es Besucher mit seinen gut erhaltenen Holzhäusern, rauer Küstenlandschaft und stiller Endzeitstimmung an.

Wir erreichten die Stadt und fuhren dort bis ans Ende der Straße, um dann den Rückweg anzutreten. Auf halber Strecke kam uns ein VW Bus mit deutschem Kennzeichen entgegen, der mit hoher Geschwindigkeit mitten auf der schmalen Straße fuhr. Wir waren ganz langsam unterwegs, um an dem Bus vorbeizufahren, doch er fuhr immer noch sehr schnell und streifte uns am Seitenspiegel, sodass er umgeklappte. Erst dachten wir, der Fahrer hält noch nicht mal an und macht sich gleich aus dem Staub, doch dann kam ein Mann mit weißem Rauschebart angelaufen. Erst erklärte er uns, dass es ihm leid täte, worauf wir sagten, dass er halt einfach langsamer hätte fahren sollen. Dann fragte er, was wir jetzt tun sollen und als wir erklärten, dass es nichts zu tun gäbe, da nach deutschem Recht solche Schäden von jedem selbst zu bezahlen seien. Dann erzählte er noch allerlei Unsinn, den wir uns nur kurz anhörten, bevor wir einfach weiterfuhren. Außer ein paar ganz leichten Kratzern am Plastikgehäuse des Seitenspiegels ist nichts passiert und so fuhren wir weiter zurück nach Vardø. 

Hinter Vardø fuhren wir durch den Tunnel und besuchten das Hexenmahnmal, eine riesige Gedenkstätte, die für die Frauen in der Gegend um Vardø erbaut wurde, die als Hexen verurteilt und hingerichtet wurden. 

Das Vardø Hexenmahnmal (norwegisch: Steilneset Minnested) in der nordnorwegischen Stadt Vardø erinnert an die 91 Frauen und Männer, die zwischen 1593 und 1692 in Finnmark als vermeintliche Hexen verfolgt, gefoltert und hingerichtet wurden. Das Mahnmal wurde 2011 eröffnet und ist eine Zusammenarbeit zwischen der Künstlerin Louise Bourgeois und dem Architekten Peter Zumthor. Es besteht aus einem langen, schmalen Glashaus mit einer Stoffbahn im Inneren, auf der die Namen und Schicksale der Opfer dokumentiert sind. Am Ende des Weges steht eine düstere, brennende Installation von Bourgeois, die das Grauen der damaligen Zeit künstlerisch verarbeitet. Das Mahnmal ist nicht nur ein Ort des Gedenkens, sondern auch eine kraftvolle Auseinandersetzung mit Intoleranz, Aberglaube und staatlicher Gewalt.

Nach der Besichtigung fuhren wir wieder nach Tana bru zurück. Der Reiseführer versprach, dass man hier am Ort gut Lachs essen kann, doch im einzigen Lokal am Ort war so etwas wie Bingo Abend. Es war höllisch laut im Lokal, aber wir haben uns dennoch die Speisekarte angesehen. Aber es gab nur Fast Food zu überteuerten Preisen und Lachs stand nicht auf der Karte. Die Alternative zu dem Restaurant war die Shell Tankstelle am Ort, doch auch hier gab es nur Hamburger, Pizzaecken und Hotdogs. Ein einfacher Hamburger kostete hier an der Tanke 12 Euro. Daher beschlossen wir, im Supermarkt Brot einzukaufen und haben dann später im Wohnmobil Brotzeit gemacht. Der Stellplatz an der Brücke war noch leer, als wir ankamen, doch mit uns kam ein anderes Wohnmobil und etwas später ein PKW, dessen Insassen ein Zelt aufgebaut haben und in einer Grillhütte mächtig Rauch produzierten. Tagsüber war der Himmel blau, doch jetzt am Abend fing es wieder an zu regnen.

15. Juni

Am Morgen fuhren wir noch einmal zum Supermarkt, um uns fürs Wochenende mit Lebensmitteln einzudecken.

Norwegens „Camper Clean“ ist ein innovatives Umweltprojekt, das speziell für Reisende mit Wohnmobilen entwickelt wurde. Ziel ist es, die beeindruckende Natur Norwegens zu schützen, indem Camper angehalten werden, Abfälle korrekt zu entsorgen und keine Spuren in der Landschaft zu hinterlassen. Das Programm bietet praktische Lösungen wie gut vernetzte Entsorgungsstationen für Müll und Chemietoiletten sowie Aufklärungskampagnen, die bewusstes und nachhaltiges Reisen fördern. So hilft „Camper Clean“, die wilde Schönheit Norwegens auch für kommende Generationen zu bewahren.

Danach machten wir uns auf den Weg zum Nordkap. Unsere Route führte über Ifjord, Børselv und Lakselv – vorbei an spektakulären Landschaften mit weiten Hochebenen, Fjorden und schneebedeckten Hügeln.

Besonders beeindruckend war die Hochstraße, auf der wir eine große Rentierherde entdeckten. Die zahlreichen kleinen Seen und Tümpel entlang der Strecke waren teilweise noch vereist, mit Eisschollen, die auf der Wasseroberfläche trieben.

An einer Anhöhe legten wir eine Pause ein, um die Aussicht zu genießen. Dabei entdeckten wir auch zwei Rentierkadaver – ein stiller Hinweis auf die rauen Bedingungen hier oben.

Entlang der Küste passierten wir mehrere Aquakulturen, in denen Lachse gezüchtet werden.

Kurz darauf machten wir einen Abstecher nach Trollholmsund und wanderten zu den steinernen Trollen – eine geologisch und kulturell interessante Felsformation. Der Himmel war inzwischen wieder bedrohlich dunkel, und wir hofften, dem Regen noch etwas zu entkommen.

Der Spaziergang zu Trollholmsund führt durch eine stille Küstenlandschaft zu den beeindruckenden Dolomitfelsen, die wie versteinerten Trolle wirken. Als wir dort waren, hing der Himmel schwarz und bedrohlich über der Szenerie, was dem Ort eine mystische und zugleich kraftvolle Atmosphäre verlieh.

Als wir am Trollholmsund waren, hing der Himmel schwarz und bedrohlich über den mächtigen Dolomitfelsen. Die dunklen Wolken verliehen der Landschaft eine fast unheimliche Stimmung, als würden die versteinerten Trolle gleich zum Leben erwachen.

Ab hier waren es noch rund hundert Kilometer bis zum Nordkap. Die Straße schlängelte sich entlang des Fjords und durch mehrere lange Tunnel. Etwa 30 Kilometer vor dem Ziel zog plötzlich dichter Nebel auf, der uns bis ganz ans Kap begleitete und die Sicht stark einschränkte.

Am Nordkap angekommen, zeigte das Thermometer nur noch 6 Grad. Wir waren überrascht, dass der große Parkplatz kostenlos war – mit hohen Gebühren hatten wir eigentlich gerechnet. Nur der Eintritt in die Nordkaphalle hätte 29 Euro pro Person gekostet, den wir uns jedoch sparten. Auf dem riesigen Areal herrschte reges Treiben: unzählige Wohnmobile, PKWs und Motorräder kamen und gingen – viele suchten verzweifelt nach einem Stellplatz.

Trotzdem entschieden wir uns, hier zu übernachten. Überraschenderweise war es in der Nacht sehr ruhig. Wir schliefen gut, mussten aber wegen der Kälte die Heizung anschalten – so kühl war es seit Beginn der Reise nicht mehr gewesen.

16. Juni

Am Morgen machten wir uns bei dichtem Nebel auf den Weg vom Nordkap. Wir fuhren zunächst nach Honningsvåg, wo wir ein paar Souvenirs kauften. Danach ging es weiter Richtung Hammerfest. Auch nach dem Nordkaptunnel – der rund zehn Kilometer unter dem Meer hindurchführt – blieb der Nebel hartnäckig.

Erst einige Kilometer hinter der Abzweigung nach Hammerfest lichtete sich der Himmel endlich, und wir wurden mit strahlendem Sonnenschein und tiefblauem Himmel belohnt.

Die Landschaft war einfach atemberaubend: Schneefelder, glasklare Seen und weite Hochebenen wechselten sich ab – ein Fotomotiv jagte das nächste.

 

Leider wurde die Strecke einige Kilometer vor Hammerfest von zahlreichen Baustellen unterbrochen. Als wir schließlich die Stadt erreichten, waren wir eher enttäuscht. Hammerfest wirkte wie eine typische Industriestadt mit Hafencharakter, und der Eisbärenklub war leider geschlossen.

Daher hielten wir nur kurz an der Wohnmobil-Servicestation, um zu entsorgen und Frischwasser aufzufüllen.

Unser nächstes Ziel war Alta, das wir am Abend erreichten. Die Fahrt dorthin war erneut landschaftlich sehr reizvoll – Norwegen zeigte sich von seiner wildromantischen Seite. In Alta fanden wir einen kleinen Imbiss mit regem Betrieb. Wir bestellten zwei halbe Hähnchen mit Pommes und teilten uns eine kleine Flasche Cola. Für alles zusammen bezahlten wir stolze 37 Euro. Zum Vergleich: Ein Steak hätte 29 Euro gekostet, Hamburger lagen zwischen 15 und 26 Euro, ein Döner im Brötchen bei 16,50 Euro, und ein Dönerteller sogar bei 21 Euro. Das Hähnchen war leider ziemlich trocken, da es aus der Fritteuse kam – aber immerhin wurden wir satt.

Unser Stellplatz für die Nacht lag direkt am Fjord, gegenüber vom Flughafen. Neben uns stand ein großes Trockengestell, an dem unzählige Fische und Fischköpfe zum Trocknen aufgehängt waren – ein recht eigentümlicher Anblick. Wir schliefen gut, trotz der Sonne, die kaum unterging.

17. Juni

Wir fuhren weiter entlang einiger Fjorde auf dem Arctic Highway und entschieden uns bewusst gegen einen Abstecher nach Tromsø. Nach dem eher enttäuschenden Eindruck von Hammerfest wollten wir keine weitere größere Stadt riskieren – stattdessen zog es uns weiter durch die atemberaubende Landschaft.

Die Aussichten entlang der Strecke waren wieder einmal unbeschreiblich schön. Je nach Lichteinfall wirkte die Szenerie entweder dunkel und mystisch oder hell und spektakulär. Immer wenn die Sonne durch die dichten Wolken brach, spiegelten sich Berge und Himmel auf der Wasseroberfläche – und die schneebedeckten Gipfel glitzerten mit den Sonnenstrahlen um die Wette.

Wir folgten der E6 weiter in Richtung Süden und erreichten am Abend Bardufoss. Leider fanden wir keinen wirklich schönen Stellplatz – also blieben wir auf einem eher lauten Parkplatz stehen. Die Nacht wurde von einer weiteren Mückenoffensive gestört. Trotz Mückengittern fanden wieder einige der lästigen Blutsauger den Weg ins Wohnmobil und weckten uns mehrfach mit ihrem typischen Sirren.

Es regnete die ganze Nacht hindurch, und laut Wetterbericht sollte das schlechte Wetter noch mindestens zwei Tage anhalten, bevor wieder etwas Sonne in Aussicht war.

18. Juni

Als wir am Morgen bei wolkenverhangenem Himmel Richtung Harstad losfuhren, befürchteten wir schon, dass sich der Wetterbericht bestätigen würde. Doch schon bald riss die Wolkendecke auf und die Sonne kam zum Vorschein. Wir fuhren weiter an den Fjorden entlang und genossen die fantastische Aussicht auf Wasser, Berge und Himmel.

Irgendwann stellten wir fest, dass wir uns wohl ein wenig verfahren hatten – doch das brachte uns zur Fähre von Refsnes nach Flesnes.

Eigentlich hätten wir auch auf dem Landweg zu den Lofoten fahren können, aber so war die Strecke abwechslungsreicher und wir nahmen es gelassen.

An diesem Tag schafften wir es bis zum “Eingang der Lofoten” und fanden einen Stellplatz mit wunderbarer Aussicht in Hanøy. Die Spiegelungen im Wasser waren wieder einmal absolut spektakulär – so klar, dass man kaum wusste, wo das Land aufhört und der Himmel beginnt.

Gegen 22 Uhr ließen wir noch die Drohne steigen und hatten überhaupt keine Lust, schlafen zu gehen – zu schön war die Stimmung. Die Nacht war angenehm kühl, Mücken gab es keine, und wir schliefen hervorragend.

19. Juni

Schon nach wenigen Kilometern fing es erneut an zu regnen – erst leicht, dann immer stärker. Trotz des schlechten Wetters fuhren wir die gesamte Strecke bis nach Å, dem bekannten Ort ganz am Ende der Lofoten. Unterwegs waren unzählige Wohnmobile unterwegs, sodass alle Park- und Stellplätze entlang der Straße bereits belegt waren.

Das Wetter wurde nicht besser – stellenweise schüttete es wie aus Kübeln. Dichte Wolken und Nebelbänke hingen tief über der Landschaft, sodass man kaum noch etwas erkennen konnte. Neben den vielen Fahrzeugen waren auch zahlreiche Fußgänger, Motorradfahrer und Spaziergänger auf den engen Straßen unterwegs, was das Fahren zusätzlich erschwerte.

In Å angekommen, fanden wir immerhin einen Platz auf einem großen Parkplatz, auf dem schon etliche andere Wohnmobile standen. Wir warteten erst einmal ab – in der Hoffnung, dass das Wetter besser würde. Doch auch nach zwei Stunden prasselte der Regen unaufhörlich weiter, und so beschlossen wir, den Rückweg anzutreten.

Dieses Mal wählten wir den Landweg, da wir keine Lust auf eine lange Fährfahrt bei Regen hatten – und in der Hoffnung, dass sich das Wetter unterwegs vielleicht doch etwas bessern würde. Der Wetterbericht versprach allerdings nichts Gutes: Für die gesamte kommende Woche war Regen angesagt, sodass es keinen Sinn hatte, auf besseres Wetter zu warten.

Am Abend erreichten wir wieder unseren Stellplatz in Hanøy. Es war mittlerweile auf nur noch 9 Grad abgekühlt, also stellten wir die Heizung an. Die Nacht war wieder angenehm ruhig, und wir schliefen gut – auch wenn um zwei Uhr morgens die Sonne am strahlend blauen Himmel stand.

20. Juni

Am Morgen war es erneut grau in grau, begleitet von feinem Nieselregen. Wir fuhren zunächst in Richtung Narvik und setzten unsere Reise dann weiter nach Bodø fort. An einer Brücke mussten wir 90 Kronen Mautgebühr bezahlen, und wenig später nahmen wir zum zweiten Mal die Fähre – dieses Mal von Bogens nach Skarberget.

Das Wetter besserte sich nicht – im Gegenteil: Es regnete fast den ganzen Tag, was die beeindruckende Landschaft leider ein wenig trübte.

Für die Nacht fanden wir schließlich einen Stellplatz in Sørfold. Der Platz war… sagen wir mal: ungewöhnlich – eine Mischung aus Rennbahn, Fußballfeld und Wildgehege. Schon beim Einfahren fiel uns auf, dass der Boden übersät war mit großen, dunklen Kothaufen. Neugierig zückten wir das Handy und konsultierten Google – das Ergebnis: Elchlosung.

Mitten in diesem natürlichen „Parfumfeld“ schlugen wir unser Nachtlager auf. Ein Elch ließ sich leider nicht blicken, aber seine Spuren waren nicht zu übersehen. Die Nacht war ruhig, das Wetter blieb nass – aber der Ort hatte definitiv einen gewissen Wildnis-Charme.

21. Juni

In der Nacht regnete es erneut heftig, und auch der Morgen begann, wie so oft in den letzten Tagen, mit dichtem Grau. Die Wolken hingen tief – fast bis in die Baumkronen – und es schien, als würde sich das Wetter einfach nicht bessern wollen.

Wir erreichten Saltstraumen – leider bei Regen und zur falschen Uhrzeit. Vom berühmten Gezeitenstrom war nicht viel zu sehen, nur ein paar kleine Wirbel im Wasser. Also setzten wir unsere Fahrt Richtung Mo i Rana fort. In Fauske legten wir einen kurzen Zwischenstopp ein, um in einem Coop Supermarkt einzukaufen.

Nach dem Frühstück ging es weiter – und zwei Fähren standen auf dem Programm: Zuerst wieder die Strecke von Bogens nach Skarberget und dann von Forøy nach Ågskardet. Die Fahrten verliefen ruhig, das Wetter blieb aber wechselhaft.

In Stokkvågen fanden wir schließlich einen schönen Stellplatz direkt an der Einfahrt zum Fährhafen. Wir standen ganz allein und konnten in Ruhe beobachten, wie mehrmals die Fähre nach Lovund an- und ablegte. Zwischendurch regnete es nochmals kräftig – ein mittlerweile vertrautes Geräusch auf dem Dach.

22. Juni

Am Morgen sahen wir ein Schiff der Hurtigruten vorbeifahren – ein beeindruckender Anblick. Wir ließen die Drohne steigen und anschließend setzten wir unsere Fahrt Richtung Süden fort.

Unser erstes Ziel war Mo i Rana, wo wir fürs Wochenende einkauften. Danach ging es weiter zum Polarsirkelsenteret, dem Besucherzentrum am Polarkreis. Schon auf dem Weg dorthin wiesen mehrere Schilder darauf hin, dass die Straße mautpflichtig ist. Über der Straße angebrachte Kameras erfassten automatisch unser Kennzeichen.

Kurios war, dass die Rückfahrt nach Mo i Rana sogar teurer war als die Hinfahrt. Das Besucherzentrum selbst war den Umweg und die Mautgebühren allerdings nicht wirklich wert. Es war recht voll – zahlreiche Wohnmobile, Pkw und Motorräder standen auf dem Parkplatz – doch die Preise im Souvenirshop waren extrem hoch, noch deutlich teurer als sonst in Norwegen.

Zurück in Mo i Rana setzten wir unsere Reise über Mosjøen fort und fuhren weiter bis nach Namsskogan. Auch auf dieser Strecke waren mehrere Straßen mautpflichtig, wie uns immer wieder Schilder ankündigten.

Auf der Suche nach einem Stellplatz bogen wir in eine kleine Waldstraße ein. Kurz darauf wurden wir per Schild aufgefordert, 6 Euro per SMS für die Nutzung der Straße zu bezahlen – offenbar eine private Mautstraße. Letztendlich fanden wir einen ruhigen Stellplatz an einer kleinen Kapelle. Zwar waren dort einige Mücken unterwegs, doch sie hielten sich überraschend zurück und störten kaum.

23. Juni

Erst am Morgen schlüpften einige Mini-Mücken durch das Fliegengitter, die uns so sehr nervten, dass wir bereits um 7:30 Uhr zusammenpackten und den Platz verließen. Wir setzten unsere Fahrt fort, doch gegen Abend verdunkelte sich der Himmel, und in der Nacht setzte erneut leichter Regen ein.

24. Juni

Am Morgen fuhren wir nach dem Frühstück in Richtung Meer. Nach einer längeren Fahrt erreichten wir am späten Vormittag Trollveggen. Schon aus einiger Entfernung war die riesige Felswand zu erkennen, die immer näher rückte. Im Infocenter legten wir einen kurzen Stopp ein.

Mittags kamen wir in Ålesund an. Die AIDA lag gerade vor Anker, als wir den Hafen passierten. Doch wie so oft bestätigte sich unser Eindruck: Norwegische Städte wirken auf uns eher nüchtern, steril und wenig einladend – auch Ålesund machte da keine Ausnahme.

Unsere Fahrt führte uns weiter zur Insel Runde. Bei Sulesund Ferjekai setzten wir mit der Fähre nach Hareid über. Von dort ging es über mehrere Inseln, Brücken und Tunnel bis zur äußersten Spitze der Inselkette.

Am Ende einer schmalen Straße stellten wir das Wohnmobil ab, zogen Turnschuhe und Jacken an und machten uns mit dem Fotoapparat auf den Weg zur Klippe, wo es laut mehreren Reiseführern Papageientaucher zu sehen geben sollte. Der Anstieg wurde als kurz und steil beschrieben, anschließend sollte der Weg flacher verlaufen. Tatsächlich war der erste Teil sehr steil und zog sich über eine längere Strecke, danach wurde es etwas weniger steil – flach war es allerdings selten. Nach mehreren Pausen erreichten wir den Aussichtspunkt nach etwa zwei Stunden.

Dort angekommen, blies ein heftiger Sturm. Der Weg war nur an wenigen Stellen eben – oft musste man sich ungesichert an Felsen entlanghangeln. Papageientaucher bekamen wir leider keine zu Gesicht, aber zahlreiche Touristen mit Kameras warteten geduldig auf die Ankunft der Vögel. Für den Rückweg benötigten wir etwa eineinhalb Stunden. Unterwegs sahen wir einige große Raubmöwen. Wir waren sicher nicht besonders schnell unterwegs, aber es erscheint uns kaum vorstellbar, dass jemand den Weg in weniger als einer Stunde schafft.

Mit müden Beinen und wackeligen Knien kamen wir schließlich am Wohnmobil an und fuhren noch einige Kilometer zurück. Bei Ørsta fanden wir einen ruhigen und angenehmen Stellplatz direkt am Fjord.

25. Juni

Am Morgen starteten wir bei strahlend blauem Himmel in Richtung Geiranger. Die Route führte über Volda und Stryn, anschließend durch eine herrliche Hochlandschaft auf über 1.000 Meter Höhe, vorbei an Dalsnibba, bis hinunter zum Geirangerfjord. Dort entlud gerade ein großes Kreuzfahrtschiff eine Gruppe italienischer Touristen.

Die Strecke und die Landschaft boten atemberaubende Ausblicke – doch die Menschenmengen waren überwältigend. Wie überall in Norwegen waren viele Wohnmobile und Motorräder unterwegs, doch hier kamen noch zahlreiche Autos und Reisebusse hinzu. Doppeldeckerbusse brachten Touristen die steilen Serpentinen hinauf und wieder hinunter. Busse aus Polen und Spanien luden ihre Fahrgäste an den Aussichtspunkten ein und aus. Außerdem fuhren Touristen mit kleinen, gemieteten E-Fahrzeugen vom Hafen aus durch das Dorf.

Als wir schließlich unten am Fjord im dichten Gedränge ankamen, entschieden wir uns zur Umkehr und nahmen die gleiche Strecke zurück.

Wir fuhren weiter in Richtung Lom, wobei uns die über hundert Kilometer lange Strecke durch hochalpines Gelände führte. Auf bis zu 1.428 Metern Höhe passierten wir Schneefelder und Bergseen, in denen noch Eisschollen trieben. Die Vegetation war karg – selbst Ende Juni lag hier noch viel Schnee. Am Aussichtspunkt konnte man Langlaufskier mieten, die Loipen waren tatsächlich noch gespurt.

Nach dem langen Pass ging es wieder hinunter ins Tal, und am Abend erreichten wir Solvorn. Dort kauften wir in einem kleinen Laden ein und begannen anschließend mit der Suche nach einem Stellplatz für die Nacht. Die Suche zog sich etwas, und schließlich mussten wir bei Fodnes noch die Fähre nach Mannheller nehmen. Kurz nach der Überfahrt – nur etwa einen Kilometer weiter – fanden wir dann endlich einen ruhigen Platz, an dem wir für die Nacht stehen konnten.

26. Juni

Am Morgen machten wir uns auf den Weg nach Schweden. Unterwegs wollten wir noch einige Stabkirchen besichtigen, und so führte uns unser erster Halt nach Borgund. Die Kirche sowie das zugehörige Besucherzentrum waren noch geschlossen und sollten erst um 8:30 Uhr öffnen. Da der Eintritt zwölf Euro pro Person kosten sollte und wir ohnehin nicht vorhatten, das Innere zu besichtigen, begnügten wir uns mit einigen Fotos von außen und fuhren weiter.

Entlang der Strecke passierten wir noch einige weitere Holzkirchen, die jedoch lange nicht so eindrucksvoll waren wie die in Borgund. Unser nächstes Ziel war Fagernes, wo sich die nächste Stabkirche befinden sollte. Dort angekommen, stellten wir fest, dass sie Teil eines Freilichtmuseums war. Auch hier hätte man wieder ordentlich Eintritt zahlen müssen – was wir uns aber sparten.

Als nächstes wollten wir die Stabkirche in Gol besuchen, doch hier unterlief uns ein Fehler: Wir landeten im falschen Ort namens Gol, wo es überhaupt keine Kirche dieser Art gab. Zwischenzeitlich hatten wir ohnehin genug von Norwegen. Der Süden des Landes konnte uns nicht begeistern – zu dicht besiedelt, zu geordnet und fast schon steril. Kein Vergleich zum wilden, rauen Norden, der uns deutlich besser gefallen hatte.

Also nahmen wir Kurs auf Schweden. Unser Ziel war Charlottenberg, das wir gegen Abend erreichten. Direkt hinter der Grenze fanden wir ein kleines Einkaufszentrum mit einem Food Market. Für zwölf Euro konnte man dort nach Herzenslust Pizza, Salat, Tacos und vieles mehr essen – inklusive Getränken. Erst jetzt merkten wir, wie sehr wir ein warmes, reichhaltiges Essen vermisst hatten. Wir schlugen ordentlich zu.

Im selben Zentrum gab es auch einen riesigen Süßwarenladen, in dem man sich mit Schaufeln die verschiedensten Leckereien in große Tüten oder Becher füllen konnte – eine echte Versuchung. Zum Übernachten fuhren wir noch etwa sieben Kilometer weiter und fanden einen ruhigen Platz an einem See, wo wir eine angenehme Nacht verbrachten.

27. Juni

Am Morgen fuhren wir ein Stück weiter und konnten endlich wieder bei Lidl einkaufen. Danach setzten wir unsere Fahrt fort und durchquerten den ganzen Tag das Land. Zum Tanken und auch zum Abendessen legten wir unterwegs einige Stopps ein. Später ging es weiter bis auf die Insel Farø. Für die Überquerung der imposanten Brücke zahlten wir 69 Euro. 

Am Abend suchten wir uns einen Parkplatz abseits der Autobahn. Ein Schild warnte vor Einbrechern, und auch im Internet fanden sich Hinweise auf Diebstahl und schlimmere Vorfälle an diesem Ort. Trotzdem entschieden wir uns, hier zu bleiben – auch als später ein starkes Gewitter mit Sturm, Blitz und Donner aufzog. Wir schliefen gut, sicher und trotz allem relativ ruhig.

28. Juni

Am Morgen fuhren wir bis zur Fähre nach Deutschland. Für die Überfahrt von Rødby nach Puttgarden zahlten wir 130 Euro. In Fehmarn angekommen, machten wir einen Stopp bei Lidl, um uns ein Frühstück zu besorgen. An diesem Tag kamen wir noch bis nach Berwartshausen, wo wir auf einem ruhigen Parkplatz in der Nähe eines Friedhofs übernachteten

29. Juni

Am nächsten Morgen starteten wir die letzte Etappe unserer Skandinavien-Rundreise. Nach knapp vier Wochen und insgesamt 10.530 gefahrenen Kilometern waren wir wieder zu Hause – um viele Eindrücke und Erfahrungen reicher.